Was sagen die Investoren und was sagen wir?
In großangelegten Werbekampagnen, deren Inhalte über die Medien verbreitet und in Form von Werbeflyern überall in der Stadt verteilt werden, verbreiten die Investoren ihre Behauptungen und Versprechungen zu Wedel Nord. Warum wir nicht an die Umsetzung glauben, können Sie hier nachlesen.
Die Versprechungen sind teilweise völlig neu und wohl aus der Verzweiflung heraus geboren, die die breite Ablehnung des einträglichen Mega-Bauprojekts in der Wedeler Bevölkerung verursacht.
Worum geht es?
Der Rat hat durch den Beschluss des Rahmenplans seinen Willen bekundet, dass in Wedel Nord langfristig bis zu 1.000 Wohneinheiten auf einer Fläche von ca. 53 ha entstehen sollen. Abgestimmt wird über die Realisierung der Planung und nicht über die Versprechungen der Investoren.
So sehen die Grünzüge des Investors Rehder in der Hanna-Lucas-Straße aus. Haben die wirklich so viel Naherholungswert wie das unbebaute Planungsgebiet?
Die Aschhooptwiete müsste mit Wedel Nord ausgebaut werden und würde ihr natürliches Gesicht verlieren.
Das sagen die Investoren
Das sagen wir
Die Bürgerinnen und Bürger sollten am 8. Oktober darüber abstimmen, "ob die Stadt das neue Wohnquartier Wedel Nord gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern weiter planen kann – oder ob die nächsten zwei Jahre alles blockiert wird."
Eine echte Bürgerbeteiligung gab es bisher nicht und wird es auch zukünftig nicht geben. Allenfalls würde es zu weiteren Alibiveranstaltungen wie im 2021 im Rist-Forum kommen, wo Bürger Wünsche und Einwände äußern dürfen, die dann aber bei der Planung nicht berücksichtigt werden.
Keineswegs wird "alles blockiert". Niemand kann und will Verwaltung und Investoren verbieten, in Kontakt zu bleiben. Wichtig: Es kann zwei Jahre lang keinen übereilten Aufstellungsbeschluss für die beiden Bauabschnitte geben.
Folgten die Bürger dem Vorschlag der Stadt, könne nach neun Jahren Vorbereitung nun endlich konkret geplant werden, unter welchen Bedingungen in Wedel Nord Wohnraum entstehen solle.
Der vom Rat beschlossene, detaillierte Rahmenplan nebst Erläuterungsbericht ist nicht vom Himmel gefallen. Im Rathaus ist sogar ein aufwändiges Modell davon zu besichtigen. Sich jetzt hinzustellen und den Eindruck zu erwecken, es habe bisher gar keine konkrete Planung gegeben, ist ein durchschaubarer Versuch, uns auf den Arm zu nehmen und sich von der derzeitigen, rücksichtslosen Planung zu distanzieren.
Die Bürgerinitiative wolle Wohnraum verhindern und allen möglichen Leuten die "Hoffnung auf händeringend gesuchten Wohnraum nehmen", führen die Investoren pathetisch aus.
Richtig ist, dass wir keineswegs generell gegen eine Bebauung von Wedel Nord eintreten, sondern erreichen wollen, dass später und anders gebaut wird. Zunächst muss unsere Stadt in die Lage versetzt werden, Tausende neuer Einwohner aufnehmen zu können.
Es gebe noch keinen Bebauungsplan, erst dort werde geregelt, was wie gebaut werden dürfe.
Wenn Bebauungspläne sich nicht an Rahmenplänen orientieren würden, bräuchte man weder einen Rahmenplan noch den Beschluss des Rates darüber. Über Bebauungspläne entscheidet der Rat. Würden die Bürger den Wedel-Nord-Parteien ausreichend vertrauen, hätten wir keinen Bürgerentscheid durchsetzen können.
Einderseits behaupten Investoren und Wedel-Nord-Befürworter in der Politik gebetsmühlenartig, es sei zunächst nur der erste Bauabschnitt geplant. Ob der zweite, für den es noch gar keine Planung gebe (siehe Rahmenplan), später hinzu komme, sei völlig ungewiss.
Andererseits ist ein Teil der Versprechungen von Stadt und Investoren untrennbar mit der Realisierung des zweiten Bauabschnittes verbunden. Wenn etwa 10 ha "Grünzüge" angekündigt werden, so werden diese sicher nicht im insgesamt 26 ha umfassenden ersten Bauabschnitt realisiert.
Hinzu kommt, dass am Westrand des zweiten (!) Bauabschnittes eine so gar nicht zentral gelegene Schule geplant ist, die ohne den zweiten Bauabschnitt allein auf weiter Flur stünde und zu einer weiteren Zunahme von Elterntaxis führen würde.
In Wedel Nord solle ein „Seniorencampus“ entstehen.
Die Frage ist, welche Senioren bereit sind, an den abgelegenen, äußersten Rand einer Gemeinde zu ziehen, wo die in Wohnungsnähe benötigte städtische Infrastruktur wie Ärzte etc. in weiter Ferne liegt.
Uns als Bürgerinitiative wird von den Investoren unterstellt, wir würden behaupten, es gebe keine Verkehrsuntersuchung für Wedel Nord.
Wir haben gesagt, dass es aus unserer Sicht kein TRAGFÄHIGES VERKEHRSKONZEPT gibt und dass wir den von den Investoren bezahlten Untersuchungen und Gutachten keinen Glauben schenken - einfach weil wir regelmäßig in Wedel Auto fahren und unseren Sinnen mehr vertrauen als irgendwelchen Gefälligkeitsbescheinigungen.
Auch die Wedel Nord zugeneigte CDU hält das derzeitige Verkehrskonzept für viel zu optimistisch und nicht tragfähig.
Man gehe davon aus, dass derzeitige Straßennetz den durch Wedel Nord entstehenden Mehrverkehr problemlos auffangen könne. Es werde ein autoarmes Quartier mit sicherem Fuß- und Radwegenetz, ÖPNV-Anbindung, Car-Sharing und Co-Working geplant.
Eigenheime und Mehrfamilienhäuser ohne Pkw-Stellplätze sind schwerer zu verkaufen und zu vermieten und erzielen niedrigere Preise. Wir glauben nicht, dass die Investoren diese Kröte schlucken würden.
Car-Sharing und Co-Working sind aus unserer Sicht Placebomaßnahmen, die nicht dazu geeignet sind, den zu erwartenden Mehrverkehr nennenswert zu reduzieren - auch wenn die Investoren-Gutachter etwas anderes sagen.
Die Investoren führen an, sie wollten zwei Kindertagesstätten "mit Kapazitäten über Wedel Nord hinaus" bauen.
Dazu muss man wissen, dass eine der beiden Kitas den schon jetzt bestehenden Bedarf an Kitaplätzen der derzeitigen "Bestandsbürger“ auffangen würde. An dieser Kita müssten die Investoren sich mit keinem Cent beteiligen. Und wer glaubt, die Investoren würden der Stadt etwas schenken, ist naiv.
Wedel hat aber keine Mittel, um eine neue Kita am äußersten Stadtrand zu bauen. Derzeit befinden sich bereits innerstädtische Kita-Projekte wie an der Feldstraße in Realisierung, die auch ohne Wedel Nord zu einer Entlastung führen werden.
Eine Kita in Wedel Nord würde allenfalls für die Kinder benötigt, die von außerhalb nach Wedel Nord ziehen würden.
Die Investoren seien bereit, der Stadt ein Grundstück für eine neue Schule „zur Verfügung zu stellen“. Wolkig wird „Unterstützung zur schnellen Umsetzung“ versprochen - aber nur bei einer "schnellen Entscheidung".
Auch hier gilt wieder, dass sich die Investoren nur an dem Anteil der Kosten beteiligen müssten, der erst durch Wedel Nord überhaupt entsteht. Würde also nur die Hälfte der neuen Schulplätze durch von außerhalb nach Wedel Nord gezogene Kinder belegt, müsste die Stadt die Hälfte der Kosten der Schule alleine stemmen. Dazu fehlt Wedel aber auch auf mittlere Sicht das Geld. Wenn man Gesamtkosten von 40 Millionen Euro schätzt, sollte man dazu wissen, dass nach derzeitigen Berechnungen nur rund 9 Millionen Euro durch von den Investoren zu zahlenden Infrastrukturabgaben gegenfinanziert wären.
Die neue Schule in Wedel Nord stellt ein offensichtliches Lockangebot der Investoren dar, dessen Umsetzung derzeit völlig unrealistisch ist.
Der Standort der neuen Schule in der südwestlichen Ecke des zweiten Bauabschnittes sei auch ohne den zweiten Bauabschnitt mit Blick auf das Einzugsgebiet absolut sinnvoll und sage nichts über einen möglichen Wohnungsbau im zweiten Bauabschnitt aus.
Wer soll hier eigentlich für dumm verkauft werden?
Das Planungsgebiet von Wedel Nord sei heute kein Naherholungsgebiet.
Ergebnis bisheriger Planungen sei ein geringer Anteil an Einfamilienhäusern., dieser Haustyp versiegele relativ viel Fläche und schaffe vergleichsweise wenig Wohnraum.
Ein Naherholungsgebiet ist laut Definition ein wenig bebauter, infrastrukturell nur teilweise erschlossener Naturraum am Rande einer Stadt, der den Bewohnern zur Rekreation dient.
Das trifft auf den Norden von Wedel und das geplante Baugebiet definitiv zu. Zwischen Baumschulen, landwirtschaftlichen Betrieben und Pferdeweiden verlaufen Wirtschaftswege und Alleen, die von vielen Menschen jeden Tag zum Spazierengehen, Durchatmen, Hunde Ausführen, Joggen oder Radfahren – also zur Naherholung – genutzt werden.
Schaut man sich den Rahmenplan an, ist keineswegs nur ein geringer Anteil an versiegelungsintensiven Eigenheimen geplant. Vielmehr dürften diese die Mehrzahl aller Wohneinheiten ausmachen.
Für die soziale Infrastruktur, die jetzt schon fehlt, muss die Stadt allein aufkommen. Beteiligen müssen die Investoren sich nur am Mehrbedarf, der ohne Wedel Nord gar nicht erst entstehen würde. Wedel hängt dem Bedarf bereits jetzt um Jahre hinterher. Es ist aus unserer Sicht grob fahrlässig, jetzt noch weiteren Bedarf in derart großem Umfang zu schaffen. Es ist fraglich, ob das hochverschuldete Wedel die planerische und finanzielle Kraft hat, gleichzeitig noch den erheblichen Mehrbedarf durch bis zu 1.000 neue Wohneinheiten zu stemmen.