Für die soziale Infrastruktur, die jetzt schon fehlt, muss die Stadt allein aufkommen. Beteiligen müssen die Investoren sich nur am Mehrbedarf, der ohne Wedel Nord gar nicht erst entstehen würde. Wedel hängt dem Bedarf bereits jetzt um Jahre hinterher. Es ist aus unserer Sicht grob fahrlässig, jetzt noch weiteren Bedarf in derart großem Umfang zu schaffen. Es ist fraglich, ob das hochverschuldete Wedel die planerische und finanzielle Kraft hat, gleichzeitig noch den erheblichen Mehrbedarf durch bis zu 1.000 neue Wohneinheiten zu stemmen.
Was es stattdessen bräuchte, wäre eine vernünftige Verkehrsplanung, die Rücksicht auf die Gesundheit, Sicherheit und Lebensqualität der Wedeler Bevölkerung nimmt.
Das stimmt allenfalls, wenn man nur den ersten Bauabschnitt für sich betrachtet. Der Rat hat aber beschlossen, dass in Wedel Nord bis zu 1.000 Wohneinheiten in zwei Bauabschnitten auf einer Fläche von ca. 53 ha entstehen sollen.
190 geförderte Wohnungen entsprechen 19 % von 1.000 Wohneinheiten. Da geförderte Wohnungen im Schnitt erheblich weniger Fläche haben als zum Beispiel ein Eigenheim, ist Wedel Nord weit von dem vom Rat 2014 beschlossenen Anteil an geförderter NETTOWOHNFLÄCHE von 30 % entfernt.
Die werbewirksame Fokussierung auf den ersten Bauabschnitt stellt eine klassische Salamitaktik dar: Der zu große Brocken wird in vermeintlich verdaulichen Portionen serviert. Wir gehen dagegen fest davon aus, dass der zweite auf den ersten Bauabschnitt folgen und es dann immer noch keine Verkehrslösung geben würde. Die aktuelle Ortswahl für die „mögliche“ (der Investor) Schule wäre ohne eine Realisierung des zweiten Bauabschnitts absurd und würde zu einer erheblichen Zunahme von „Elterntaxis“ auf der B431 führen.
Wedel Nord sieht laut Rahmenplan einen hohen Anteil an gerade für junge Menschen in der Regel nicht finanzierbaren Wohnraums in Form von Eigentumswohnungen und Häusern vor. Ein neues Quartier sollte zudem für Senioren gleichermaßen attraktiv sein, und es leuchtet nicht ein, warum die Altersstruktur in Wedel Nord eine andere sein sollte als irgendwo sonst in der Stadt.
Die Leute fahren trotzdem Auto. Der ÖPNV-Ausbau ist Sache der Kreises, eine Realisierung steht finanziell und politisch in den Sternen, ebenso wie die Strecken, über die Wedel Nord mit öffentlichen Verkehrsmitteln angefahren werden soll. „Car-Sharing“ ist aus unserer Sicht eine Illusion. Unklar bleibt auch, wo genau die vom Investor versprochenen „Velorouten“ entlangführen sollen. Das Gebiet südlich von Wedel Nord ist dicht bebaut, sodass auch hier erhebliche bauliche Eingriffe nötig wären.
Ebenso wie beim fehlenden Verkehrskonzept, das in früheren Stadien der Planung noch als „unbedingte Voraussetzung für Wedel Nord“ bezeichnet wurde, setzt man hier auf das „Augen-zu-und-durch“-Prinzip.
Es gibt ein Wohnungsmarktkonzept von 2016**, das einen Bedarf von 1.800 bis 2.600 Wohneinheiten bis 2030 prognostiziert. Davon wurden seit 2016 bereits mindestens 1.000 fertiggestellt, mehrere Hundert befinden sich derzeit in Planung oder Realisierung. Die fehlenden Wohneinheiten sind unserer Meinung nach auch durch weit weniger drastische Maßnahmen als durch einen komplett neuen Stadtteil auf der grünen Wiese zu realisieren. Wedel Nord braucht es dafür jedenfalls nicht.