Brauchen wir Wedel Nord?
Wedel wächst. Weit über 1.000 Wohneinheiten waren es zuletzt dank Nachverdichtung und dem Ausweis neuer Wohngebiete. Trotzdem bleibt günstiger Wohnraum auch bei uns ein knappes Gut.
Doch unsere Stadt ist gewachsen, ohne dass gleichzeitig die Infrastruktur ausgebaut wurde. Das kann jeder täglich am eigenen Leib erfahren: Ob B 431, Autal, Pinneberger Straße oder andere Verkehrsbrennpunkte – die Überlastung durch den ständig anwachsenden Verkehr ist nicht zu übersehen.
Baustellen und verstopfte Straßen prägen ebenso das Stadtbild wie Containerdörfer an den Schulen und heruntergewirtschaftete Sportstätten. Mit bauen allein ist es hier nicht getan, denn Lehrer und Erzieher fallen bekanntlich auch nicht vom Himmel.
Nun soll das Wohnraumargument dafür herhalten, in zwei Bauabschnitten weitere 1.000 Wohneinheiten hochzuziehen. Wedel Nord, so der Name des Projekts, wird uns als die Lösung der Wedeler Wohnraum-, Finanz- und Demographieprobleme verkauft.
Diese Fakten sprechen eine deutliche Sprache:
Nettowohnfläche
Nicht einmal 20 Prozent der Nettowohnfläche beider Bauabschnitte werden laut Rahmenplan öffentlich gefördert. Ob die nicht geförderten Mietwohnungen in Bauabschnitt 1 die Anforderungen an „bezahlbaren Wohnraum“ erfüllen, bleibt abzuwarten – konkrete Zusagen gibt es hier nicht.
Für wen gebaut, für wen erschwinglich?
Betrachtet man beide Bauabschnitte, sind viele hochpreisige Eigenheime und Eigentumswohnungen geplant, die in erster Linie Besserverdienende aus Hamburg anziehen werden. Den in Wedel und Umgebung Wohnungssuchenden wird das kaum helfen.
Wohnraum für größere Familien?
Die geplanten Einheiten im Geschosswohnungsbau sollen im Schnitt nur 70 qm groß sein. Viel Hoffnung auf bezahlbare, größere Wohnungen für Familien mit mehreren Kindern macht das nicht. Diese Familien fallen hier seit Jahren immer wieder durchs Raster und müssen teilweise sogar die Stadt verlassen
Verkehrskollaps
Seit vielen Jahren ringen die Stadtplaner erfolglos um eine tragfähige Anbindung des zu erwartenden Mehrverkehrs. Eine „Nordumfahrung“ scheiterte ebenso wie allen anderen entlastenden Verkehrskonzepte. Gebaut werden soll nun aber trotzdem.
Flächenversiegelung
In einer Zeit, in der Klima- und Flächenschutz die Schwerpunkte der Politik sein sollten, sollen 53 Hektar Felder und grüne Wiesen für Neubauten geopfert werden.
Schulden
Wedel lebt schon seit Jahren über seine Verhältnisse und häuft jährlich immer mehr Schulden an. Wedel Nord ist ein finanzpolitisches Abenteuer, das sich die Stadt einfach nicht mehr leisten kann.
Negativbeispiel Hafen
Am Beispiel des Wedeler Hafens kann man sehen, wie das viel zu lange praktizierte Prinzip des planlosen „Augen zu und durch“ zum millionenteuren Debakel werden kann. Nun will die Politik diesen Fehler wiederholen – nur in ungleich größeren Dimensionen.
Mehr Lehrer, Erzieher, Ärzte - woher eigentlich?
Bauen kann man viel. Aber wo sollen die ganzen Fachkräfte herkommen, die unsere Versorgung sichern? Erzieherinnen berichten von massiver Überlastung. Auf Facharzttermine warten Menschen viele Monate. Lehrerinnen und Lehrer stehen oft am Limit. Weiter so?
Was braucht Wedel stattdessen?
Wachstumskonzept
Wedel benötigt ein Wachstumskonzept, das berücksichtigt, wie viel Wachstum wir uns überhaupt leisten können und wollen. Und mit „wir“ meinen wir die Wedeler, die jetzt schon hier leben.
Ausbau Infrastruktur
Wir fordern, dass sich Wedel primär um die Fertigstellung der bereits angeschobenen Maßnahmen sowie den Erhalt und Ausbau der städtischen Infrastruktur kümmert, bevor immer wieder neue Projekte angegangen werden.
Einhaltung Klimaziele
Wir erwarten, dass alle Anstrengungen unternommen werden, die Klimaziele unserer Stadtzu erreichen. Damit stehen alle großen Neubauvorhaben auf dem Prüfstand. Die Umgestaltung und Weiterentwicklung bestehender Wohnquartiere hat Vorrang.
Mehr Sozialwohnungen
Wir sind davon überzeugt, dass wir die Probleme am Wohnungsmarkt nicht mit immer neuen Wohngebieten mit über 70 % frei finanzierten Wohneinheiten lösen können.